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Epikur - Begruender des Epikureismus

Epikur (*etwa 341/°271 v. Chr.) war ein griechischer Philosoph. Seine nach ihm benannten philosophischen Betrachtungen (Epikureismus) befassen sich mit der Lust und dem Glueck. Epikurs Lust war aber von Lustgefuehlen, bei koerperlichen Schmerzen und geistigen Gleichgewicht gepraegt. So gibt es – unter anderen – einen von Epikur stammenden Aphorismus:

„Die Lust ist Ursprung und Ziel des gluecklichen Lebens.“
Gemeint aber waren damit keinesfalls uneingeschraenkte Sinnenfreuden, Fleischeslust oder Begierden jeglicher Art, sondern die Lust, die empfunden werden kann, wenn das Individuum von koerperlichen Schmerzen oder geistiger Verwirrung verschont bleibt, aber gleichwohl ein Lustgefuehl bei der Entwicklung seines geistigen Gleichgewichts und seelischer Ausgewogenheit verspuert.

Die starken Schwankungen, denen das kindliche Lust- und Gluecksempfinden ausgesetzt ist, koennen in der Jugend durch das Hinzukommen vernunftgegruendeter Einsicht (Phronesis = Klugheit) unter Kontrolle gebracht und allmaehlich in stetigere Bahnen gelenkt werden. Einsicht und stabile Daseinslust bedingen einander: Die Phronesis weist in der Art eines Lust-Unlust-Kalkuels den Weg zu einem Hoechstmass an Lebensfreude und zur Vermeidung von Unlust. Ohne diese Funktion und Ausrichtung aber waere die Faehigkeit, vernuenftig zu denken, aus der Sicht Epikurs nutzlos, wie er mit einer Spitze gegen die philosophische Konkurrenz in dem Brief an Menoikeus ausgefuehrt hat: „Daher ist die Einsicht sogar wertvoller als die Philosophie: ihr entstammen alle uebrigen Tugenden, weil sie lehrt, dass es nicht moeglich ist, lustvoll zu leben, ohne einsichtsvoll, vollkommen und gerecht zu leben, ebenso wenig, einsichtsvoll, vollkommen und gerecht zu leben, ohne lustvoll zu leben.“ Massgebliche Bedeutung fuer das Verstaendnis des epikureischen Lustprinzips hat nicht zuletzt die Unterscheidung zwischen katastematischer Lust (im Sinne anhaltender Daseinslust) und kinetischer Lust (im Sinne der Lustvariation) . Letztere hat dann – und nur dann – ihre Berechtigung, wenn sie in der Art der Ausuebung oder des Ausgelebt-Werdens die Daseinsfreude nicht am Ende beeintraechtigt. Umgekehrt aber muss und wird es der Lebensfreude des sattelfesten Epikureers keinen Abbruch tun, wenn es an der Gelegenheit zur Lustvariation fehlt.

ueberwinden von Furcht, Schmerz und Begierden als Widersachern der Lebensfreude, Furcht, Schmerz und Begierden sind fuer Epikur die drei grossen Klippen, die umschifft werden muessen, damit dauerhaft Lebenslust und Seelenruhe herrschen koennen. Bezueglich der Furcht sind es vor allem zwei Motive, mit denen Epikur sich auseinandersetzt: Furcht vor den Goettern und Todesfurcht.

Ein zentrales Anliegen Epikurs war sein Kampf gegen die Vorstellung, dass Goetter in das Weltgeschehen und insbesondere in die menschlichen Schicksale eingreifen, dass ihr Zorn zu fuerchten ist und sie daher durch Opfer und Gebete beeinflusst werden muessen. Er verwarf dies als Aberglauben und beseitigte damit die Gottesfurcht. Allerdings war dies keine Besonderheit der Epikureer, denn auch andere philosophische Richtungen, besonders die Platoniker, lehnten die Gottesfurcht (deisidaimonia) strikt ab und betrachteten sie als etwas Veraechtliches.

Ebenso bemuehte sich Epikur um die Behebung der Furcht vor dem Tod. Er argumentierte, dass der Tod gar keinen Anteil am individuell erfahrbaren Leben hat. An Menoikeus schrieb er:

„Gewoehne dich daran zu glauben, dass der Tod keine Bedeutung fuer uns hat. Denn alles, was gut, und alles, was schlecht ist, ist Sache der Wahrnehmung. Der Verlust der Wahrnehmung aber ist der Tod. Daher macht die richtige Erkenntnis, dass der Tod keine Bedeutung fuer uns hat, die Vergaenglichkeit des Lebens zu einer Quelle der Lust, indem sie uns keine unbegrenzte Zeit in Aussicht stellt, sondern das Verlangen nach Unsterblichkeit aufhebt. […] Das schauerlichste aller uebel, der Tod, hat also keine Bedeutung fuer uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.“

Anders als der Tod im Sinne Epikurs gehoeren Schmerzen normalerweise zur sinnlich wahrnehmbaren Erfahrung eines jeden Menschen. Doch auch in ihnen sah Epikur keine ernsthafte Gefahr fuer die Daseinslust. Im vierten Hauptlehrsatz heisst es: „Der Schmerz bleibt nicht lange ununterbrochen im Fleisch, sondern der aeusserste dauert ganz kurze Zeit, derjenige, der das Lustvolle im Fleisch bloss ueberwiegt, tritt nicht viele Tage auf, und bei den Langzeitleiden dominiert das Lustbetonte im Fleisch ueber den Schmerz.“

Realitaetsnaehe und Deutung dieser Setzungen erschliessen sich dem heutigen Interpreten nicht zweifelsfrei.Den wichtigsten Hinweis auf den Sinn des Gemeinten hat Epikur noch selbst gegeben, indem er die Schmerzen eines Nierensteinleidens in den beiden Wochen vor seinem Tod gelassen und in heiterer Stimmung ertrug. In seinem Abschiedsbrief an Idomeneus heisst es: „Den seligen und zugleich letzten Tag meines Lebens verbringend, schreibe ich euch diese Zeilen. Ich werde von Harn- und Ruhrbeschwerden verfolgt, die keine Steigerung der Groesse mehr zulassen. All dem aber steht gegenueber die Freude der Seele ueber die Erinnerung an die von uns gefuehrten Gespraeche.“

Das im praktischen tagtaeglichen Leben wichtigste Bewaehrungsfeld duerfte fuer Epikur und seine Anhaenger der Umgang mit den Begierden und Geluesten gewesen sein, mit dem also, was heute in den mehr oder minder weit gefassten Rahmen der menschlichen Beduerfnisse gerechnet wird. Epikur unterschied wiederum drei Kategorien: „Die Begierden sind teils natuerlich und notwendig, teils natuerlich und nicht notwendig, teils weder natuerlich noch notwendig, sondern durch leere Meinung begruendet.“

Nur die Erfuellung von Grundbeduerfnissen wie Essen, Trinken und Kaelteschutz galt Epikur als unabdingbar fuer den Genuss des Daseins. Die sexuelle Lust gehoerte bereits seiner zweiten Kategorie an: natuerlichen Ursprungs, aber nur in Massen der katastematischen Lust dienlich und im Zweifel durchaus verzichtbar. Luxusbeduerfnisse (sowie Beduerfniserzeugung im Sinne heutiger Bedarfsweckungswirtschaft) dagegen gruenden letztlich – der dritten Kategorie Epikurs entsprechend – in „leerer Meinung“, das heisst in Unvernunft, und koennen schaedliche Abhaengigkeiten zur Folge haben:

„Auch die Unabhaengigkeit von aeusseren Dingen halten wir fuer ein grosses Gut, nicht um uns in jeder Lage mit Wenigem zufrieden zu geben, sondern um, wenn wir das Meiste nicht haben, mit Wenigem auszukommen, weil wir voll davon ueberzeugt sind, dass jene, die den ueberfluss am meisten geniessen, ihn am wenigsten brauchen, und dass alles Natuerliche leicht, das Sinnlose aber schwer zu beschaffen ist und dass eine einfache Bruehe die gleiche Lust bereitet wie ein ueppiges Mahl […] und dass Wasser und Brot die hoechste Lust bereiten, wenn man sie zu sich nimmt, weil man Hunger hat. Die Gewoehnung an einfache und nicht ueppige Nahrung dient also einerseits in jeder Hinsicht der Gesundheit und nimmt andererseits auch dem Menschen die Sorgen angesichts der Grundbeduerfnisse des Lebens, staerkt uns, wenn wir uns in Abstaenden an ueppige Tafeln begeben, und macht uns furchtlos gegenueber dem Schicksal.“

Das „vierfache Heilmittel“ und weitere Verhaltensregeln
Mit Berufung auf die ueberlieferungen durch Cicero und Plutarch ist es in der neueren Forschung gaengig geworden, die epikureische Lehre als ein Therapieangebot zur Erlangung des Seelenfriedens (Ataraxia) oder eines seelischen Gleichgewichtzustands anzusehen. Als wichtigstes Therapeutikum fungiert demnach das Tetrapharmakon („vierfaches Heilmittel“) mit der Formel:

„Wenn uns nicht die Vermutungen ueber die Himmelserscheinungen und die angstvollen Gedanken ueber den Tod, als ob er uns irgendetwas anginge, ferner die mangelnde Kenntnis der Grenzen von Schmerzen und Begierden belasteten, brauchten wir keine Naturphilosophie.“

Dieser Lehrsatz buendelt die oben angefuehrten Aspekte und betont zugleich den Gesamtzusammenhang der Philosophie Epikurs.

Fuer die Alltagsgestaltung der Epikureer waren darueber hinaus weitere Lehrsaetze massgeblich, die einerseits ihre individuelle Lebensfuehrung betrafen und andererseits das Gemeinschaftsleben. So heisst es in den Hauptlehrsaetzen mit individuellem Bezug u. a., dass es nicht viel beduerfe, um unserer menschlichen Natur mit dem Notwendigen zu genuegen; nur dem, der sich auf darueber Hinausgehendes fixiere, eroeffne sich ein praktisch unbegrenztes Feld von die Seelenruhe beeintraechtigenden Wunschvorstellungen und Strebungen (Nr. 15 in der ueberlieferung des Diogenes Laertios). Der Grundbedarf fuer ein leidensfreies Leben sei leicht zu beschaffen; niemand benoetige also Dinge, um die er erst kaempfen muesste (Nr. 21). Wer sich nicht in jeder Lebenssituation die seiner Natur entsprechenden Ziele setze, werde nicht zu einer uebereinstimmung zwischen Denken und Handeln gelangen (Nr. 25). Da ein Weiser alle wichtigen Angelegenheiten des Lebens vernuenftig bedacht habe und ordne, koenne er allenfalls in Kleinigkeiten durch Zufaelle ueberrascht werden. Der Freitod als Moeglichkeit in auswegloser Lage scheint angesprochen zu sein in dem Satz: „Der Zwang ist schlimm; doch es besteht kein Zwang, unter Zwang zu leben.“

Zweck und Gestaltung sozialer Beziehungen
Das individuelle Seelenheil und wie es zu erlangen sei, steht im Zentrum der ersten 30 Hauptlehrsaetze, wie sie von Diogenes Laertios ueberliefert wurden. Das letzte Viertel aber ist Fragen der gesellschaftlichen Ordnung gewidmet und der Rolle des Epikureers in ihr:

„Das der menschlichen Natur entsprechende Recht ist eine Vereinbarung ueber das Mittel, mit dem verhindert wird, dass sich Menschen gegenseitig schaedigen oder schaedigen lassen.“

Ohne eine solche vertragliche Grundlage gebe es weder Recht noch Unrecht . Besonderheiten in verschiedenen Laendern seien in der Ausgestaltung der Rechtsordnung zu beruecksichtigen ausserdem Anpassungen an veraenderte Voraussetzungen vorzunehmen, damit das geltende Recht tatsaechlich dem allgemeinen Nutzen diene. Die von Epikur favorisierte Haltung des Einzelnen gegenueber dem gesellschaftlichen Umfeld ergibt sich aus dem 39. Hauptlehrsatz:

„Wer seine Angelegenheiten am besten gegen die Bedrohungen von aussen geordnet hatte, machte sich mit allem, was er beeinflussen konnte, vertraut. Was er aber nicht beeinflussen konnte, blieb ihm wenigstens nicht fremd. Wo ihm aber auch dies unmoeglich war, vermied er jeden Kontakt und bemuehte sich darum, alles zu tun, was dazu nuetzlich war.“

Die von Plutarch ueberlieferte Losung „Lebe im Verborgenen!“ (λάθε βιώσας), galt demnach nicht unter allen Umstaenden: Wo Epikureer ihre Belange erfolgreich zur Geltung bringen konnten, sollte das auch geschehen. Aber anderseits „erwaechst doch die deutlichste Sicherheit aus der Ruhe und dem Rueckzug vor den Leuten.“

Die Freundschaft war fuer Epikur die der Daseinsfreude am meisten foerderliche Art der zwischenmenschlichen Beziehung: „Von allem, was die Weisheit fuer die Glueckseligkeit des ganzen Lebens bereitstellt, ist der Gewinn der Freundschaft das bei weitem Wichtigste.“ Sie hatte ihren Wert vielleicht nicht allein in der waermenden Mitmenschlichkeit an sich, sondern auch als ein Staerkungsmittel Epikurs und seiner Schueler gegen Anfeindungen von aussen. Und so diente der Kepos auch wesentlich als Rueckzugsraum befreundeter Menschen, die einander durch Weltanschauung und die darauf gegruendete Lebenspraxis verbunden waren. Von Ehe und Nachkommenschaft hielt Epikur dagegen wie Demokrit nicht viel. Wahrscheinlich betrachtete er sie als moegliche Stoerquelle der Seelenruhe. Ebenfalls verfehlt, weil den Seelenfrieden gefaehrdend, erschien ihm die Ausuebung politischer aemter. Stattdessen galt: „Man muss sich selbst aus dem Gefaengnis der ueblen Geschaefte und der Politik befreien.“

Der epikureische Weise
Die vollendete Verkoerperung von Epikurs Lehre ist die Figur des epikureischen Weisen. Dessen Merkmale hat Cicero mit Berufung auf Epikur so zusammengefasst:

„Er hat seinen Begierden Grenzen gesetzt; er ist gleichgueltig gegen den Tod; er hat von den unsterblichen Goettern, ohne sie irgendwie zu fuerchten, richtige Vorstellungen; er nimmt keinen Anstand, wenn es so besser ist, aus dem Leben zu scheiden. Mit solchen Eigenschaften ausgeruestet, befindet er sich stets im Zustand der Lust. Es gibt ja keinen Augenblick, wo er nicht mehr Genuesse als Schmerzen haette.“

Mit der doppelten Einsicht in die Unvermeidlichkeit des Todes wie in seine Bedeutungslosigkeit endet das unvernuenftige, weil unstillbare Verlangen nach Unsterblichkeit. Alles Gluecksstreben ist folglich auf das endliche Leben verwiesen und muendet in eine „Philosophie des Augenblicks“, dessen Fuelle nach Forschner „ein Maximum und Optimum darstellt, das durch das Mass zeitlicher Extension und inhaltlicher Variation nicht mehr gesteigert oder vermindert zu werden vermag.“

Mit den Attributen des Glueckseligen und Unvergaenglichen ist aber auch Epikurs Goetterbild verbunden, so dass Bartling folgert, es sei Epikur bei der Bekaempfung des ueberkommenen Aberglaubens, in dem die Goetter vielfach als personifizierte Naturgewalten erschienen, darauf angekommen, die Vorstellungen ueber die Eigenschaften der Goetter den Vorgaben seiner ethischen Lehre anzugleichen.

Epikurs Brief an Menoikeus endet – im Zusammenhang der Hochschaetzung vernunftgesteuerten, planvollen Vorgehens und der Geringschaetzung des Zufalls – mit den Worten: „Darum und um alles andere, was dazu gehoert, kuemmere dich Tag und Nacht, und zwar fuer Dich selbst allein und fuer den, der dir aehnlich ist, und dann wirst Du niemals, weder wenn Du wach bist noch wenn du schlaefst, in Unruhe geraten, sondern leben wie ein Gott unter Menschen. Denn in nichts mehr gleicht einem vergaenglichen Wesen ein Mensch, der umgeben ist von unvergaenglichen Guetern.“[

Theologie
Epikur hat die reale Existenz von Goettern angenommen, ja sogar fuer gesichertes Wissen gehalten, ohne dabei im Geringsten von seinem strengen Materialismus abzuweichen. Fuer ihn waren auch die Goetter, die er durchaus als Lebewesen auffasste, ebenso wie alle anderen Wesen materielle Phaenomene, Atomverbindungen. Zwar bestritt er nachdruecklich die Schoepfung und die Lenkung der Welt durch eine goettliche Instanz, doch ging er davon aus, dass es tatsaechlich Goetter gibt, die eine selige, sorglose Existenz fuehren und sich nicht um die Menschenschicksale kuemmern. Eine goettliche Vorsehung kam fuer Epikur nicht in Betracht, da er meinte, dass sie fuer die Goetter eine Muehe und beschwerliche Arbeit bedeuten wuerde, die ihrer unwuerdig waere.

Die Atomtheorie ging von einer begrenzten Zahl von Atomformen, aber von unendlich vielen Exemplaren jeder einzelnen Form und damit auch von unendlich vielen Exemplaren jeder vorkommenden Atomzusammensetzung aus. Daraus ergab sich fuer die Goetter, dass nicht nur ihre Anzahl unendlich ist, sondern auch jeder Gott und Goettertypus in unendlich vielen Exemplaren vorkommt.

Diese Goetter sind fuer die Menschen unerreichbar, aber erkennbar. Solche Gotteserkenntnis ist nach Epikur so wie jede andere Erkenntnis ueber Objekte der Aussenwelt nur durch Wahrnehmung moeglich, die darauf beruht, dass sich Atome vom wahrgenommenen Objekt abloesen und zum wahrnehmenden Subjekt bewegen. Diese Atome sind die Traegersubstanz eines Bilderstroms, der kontinuierlich von den Goettern aus in alle Richtungen fliesst und so die menschliche Gotteswahrnehmung ermoeglicht. Aus dem Eintreffen der Bilder koennen die Menschen die Existenz der Goetter als deren Quelle erschliessen. Der Bilderstrom ist naemlich analog zu den normalen Sinneswahrnehmungen kontinuierlich, im Unterschied zu den vereinzelten Bildern, die Phantasievorstellungen hervorrufen. Er ist jedoch feiner als der Strom, der von optisch wahrnehmbaren Objekten ausgeht. Daher ist er nicht mit dem Auge, sondern nur mental fuer die Seele erfassbar, die ebenfalls aus feinen Atomen besteht. Durch das Abfliessen der Atome erleiden die Goetter einen Materieverlust. Sie sind aber im Unterschied zu den sterblichen Menschen unvergaenglich, da sie den Verlust durch Aufnahme geeigneter Substanz von derselben Qualitaet aus ihrer Umgebung ausgleichen koennen. Sie haben also einen Stoffwechsel. Somit ist in der Lehre Epikurs, die jede Metaphysik verneint, die Theologie ein Teil der Physik. Sie ist in dem philosophischen System keineswegs nebensaechlich, sondern ein wesentlicher Bestandteil. Die Informationen, die durch den Bilderstrom von den Goettern zu den Menschen gelangen, ermoeglichen diesen naemlich, die Goetter als Vorbilder zu erkennen, sie nachzuahmen und so selbst gottaehnlich zu werden. Die Ansicht, Epikur habe die Goetter fuer blosse Vorstellungen im menschlichen Bewusstsein gehalten, gilt heute als widerlegt.

Epikur trat dafuer ein, die Goetter in ihrer Abgeschiedenheit zu verehren, doch nicht um ihrer selbst willen, sondern nur weil er meinte, dass es dem Wohlergehen der Menschen diene, sich an goettlichen Vorbildern zu orientieren. In diesem Sinne akzeptierte er die Volksgoetter der olympischen Religion und deren Kult, nahm ihnen aber alle diejenigen Eigenschaften, die mit seiner Lehre unvereinbar waren, und entfernte damit auch alle entsprechenden Vorstellungen und Erwartungen aus dem Kult. Anscheinend fasste Epikur die einzelnen Goetter der Volksreligion wie Zeus oder Apollon als Goettertypen auf, die in unendlich vielen Exemplaren vorkommen. Mit der Volksreligion stimmte er darin ueberein, dass er die Goetter fuer menschengestaltig hielt.

Der Kirchenschriftsteller Laktanz ueberliefert ein praegnant formuliertes, beruehmt gewordenes Argument gegen die Annahme, dass ein wohlwollender Gott die Schicksale der Menschen lenke. Er schreibt es Epikur zu. Es besagt, dass Gott entweder nicht allmaechtig oder nicht wohlwollend sei, da sonst die uebel in der Welt nicht bestehen koennten. Dieses Zitat, das bis heute in Diskussionen um die Theodizee angefuehrt wird, stammt allerdings in Wirklichkeit weder von Epikur noch aus seiner Schule, sondern ist wohl nach einem unbekannten Philosophen der skeptischen Richtung formuliert worden.

Rezeption
Schultradition
Epikur selbst hat umfassend Vorsorge getroffen, im Bewusstsein seiner Anhaenger praesent zu sein und zu bleiben. Er verfuegte testamentarisch einen Festkalender, nach dem in seiner Schule der alljaehrliche Totenkult fuer ihn und seine Angehoerigen zu begehen war. Nicht nur sein Geburtstag wurde gefeiert, sondern es gab auch einen jaehrlichen Gedenktag fuer seine Brueder, ein monatliches Erinnerungsmahl (am 20. Tag des Monats) fuer ihn und seinen Freund Metrodor und einen Gedenktag fuer seinen Freund Polyainos. An diesen Festtagen wurden Schriften verlesen, die zur Nachahmung vorbildlicher Philosophen anspornten. Epikur soll seine Schueler angehalten haben, sich immer so zu verhalten, als schaute er, Epikur, ihnen gerade zu.

Epikurs Forderung des Festhaltens an der Orthodoxie wirkte sich nachhaltig auf den Unterricht in seiner Schule und auf das Leben seiner Anhaenger aus: Betonung der Autoritaet und des Auswendiglernens und eine beichtartige Praxis des Bekennens und Bereuens von Fehlern mit Tadel und „Zerknirschung“ (syntrib) gehoerten zu den praegenden Elementen des epikureischen Wegs. Dies fuehrte dauerhaft zu einer ungewoehnlichen Geschlossenheit und relativen Einheitlichkeit der Epikureergemeinschaft und ihrer Lehre. Aussenstehenden antiken Beobachtern fiel auf, dass sich die Epikureer dadurch von den anderen, mit ihnen rivalisierenden philosophischen Schulen und Richtungen unterschieden. So verglich der Philosoph Numenios im 2. Jahrhundert die Schule Epikurs mit einem von jeglichen Parteikaempfen oder Buergerkriegen freien Staat.[ Diese Grundhaltung trug dazu bei, dass Epikurs Schule hinsichtlich ihrer Kontinuitaet sowohl die Platonische Akademie als auch den Peripatos des Aristoteles uebertraf; Traditionsbrueche scheinen nicht vorgekommen zu sein, im Lauf eines halben Jahrtausends kam es zu keinen grundsaetzlichen aenderungen. Das nachdrueckliche Bekenntnis zur Orthodoxie hatte aber auch zur Folge, dass das in anderen Schulen ermutigte eigenstaendige Forschen und Nachdenken eine vergleichsweise geringe Rolle spielte.

Allerdings zeigen einzelne Quellenaussagen, dass es im Lauf der Jahrhunderte dennoch zu Meinungsverschiedenheiten ueber Einzelpunkte gekommen ist, etwa hinsichtlich der Bewertung der Rhetorik oder der Einschaetzung des Zorns. Akzentverschiebungen und Entwicklungen, auch bedingt durch die Auseinandersetzung mit Kritikern und fremden Traditionen, sind stellenweise erkennbar; in den Gemeinden von Kos und Rhodos scheint eine Neigung zu einer gewissen Eigenstaendigkeit gegenueber der Mutterschule in Athen bestanden zu haben. Am Gesamtbild einer ausserordentlichen Treue der Epikureer zur urspruenglichen Lehre ihres Schulgruenders aendert dies jedoch nichts.

Roemischer Epikureismus
Im Roemischen Reich waren die Voraussetzungen fuer eine Ausbreitung des Epikureismus von vornherein unguenstig, da weder die Lustlehre Epikurs noch seine Skepsis gegenueber politischer Betaetigung mit traditionellen roemischen Wertvorstellungen vereinbar schien. Bezeichnenderweise waren an der beruehmten Gesandtschaft griechischer Philosophen nach Rom im Jahre 155 v. Chr. die Platoniker, die Peripatetiker und die Stoiker beteiligt, nicht aber die Epikureer. Eine mehr als oberflaechliche Epikurkenntnis scheint es damals in Rom noch nicht gegeben zu haben. Allerdings waren in der ersten Haelfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Rom bereits zwei griechische Epikureer aktiv, die wegen der anstoessigen Lustlehre als Verfuehrer der Jugend ausgewiesen wurden. Ab dem spaeten 2. Jahrhundert v. Chr. begannen sich einzelne Roemer dem Epikureismus zuzuwenden, darunter Titus Albucius, der zeitweilig (um 120 v. Chr.) in Athen lebte und entgegen der epikureischen Lehre eine politische Karriere nicht verschmaehte.

Cicero erwaehnt einige roemische Autoren, die sich im 1. Jahrhundert v. Chr. mit ihren Schriften um die Verbreitung der Lehren Epikurs in lateinischer Sprache bemuehten. Nach Ciceros Angaben waren sie dabei sehr erfolgreich; er behauptete sogar (wohl stark uebertreibend), sie haetten ganz Italien fuer sich gewonnen.[ Gerade in der Popularitaet Epikurs in breiten, relativ ungebildeten Bevoelkerungsschichten sah Cicero einen Beweis fuer die Fragwuerdigkeit des von ihm verworfenen Epikureismus. Diese Volkstuemlichkeit Epikurs entsprach eigentlich nicht der Haltung des eher elitaer eingestellten Philosophen selbst; Epikur hatte eine breite Massenwirkung seiner Lehre nicht angestrebt oder fuer wuenschenswert gehalten.

Neben dem populaeren, wohl die Lehren vereinfachenden Epikureismus gab es in Rom auch einen anspruchsvolleren, der sich an Gebildete wandte und um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. in gehobeneren Schichten Einfluss gewann. Aus solchen Kreisen stammten die Epikureer, die in Ciceros Schriften als Gespraechspartner auftreten. Der prominenteste Vertreter dieser Richtung war der Dichter Lukrez, ein ueberzeugter, begeisterter Epikureer. Er konstatierte ganz im Gegensatz zu Cicero die mangelnde Attraktivitaet der Lehre fuers Volk und erhob den Anspruch, die Naturlehre Epikurs erstmals in gueltiger lateinischer Form vorzulegen. Damit gab er zu verstehen, dass er den gaengigen „Vulgaerepikureismus“ fuer eine Verfaelschung hielt und sich an einen exklusiven Leserkreis wenden wollte, da nur eine philosophisch gesinnte Elite aus seiner Sicht ein geeignetes Zielpublikum fuer einen authentischen Epikureismus bilden konnte. Sein Lehrgedicht De rerum natura war und blieb die einflussreichste literarische Darstellung des Epikureismus in lateinischer Sprache. Waehrend Lukrez ganz im Sinne Epikurs den traditionellen Goetterglauben verwarf, meinte er Epikur als dem Entdecker der Wahrheit die Verehrung zu schulden, welche die Menschen den Goettern zu erweisen pflegten. Er nannte ihn sogar ausdruecklich (metaphorisch) einen „Gott“.

Gegen Ende der republikanischen Zeit und in der fruehen Kaiserzeit fand dieser anspruchsvollere Epikureismus in der kulturellen Fuehrungsschicht weithin Anklang. Fuer epikureisches Gedankengut sehr aufgeschlossen waren die bedeutenden Kulturfoerderer Titus Pomponius Atticus und Maecenas sowie moeglicherweise Caesar, zu dessen Umgebung viele Epikureer gehoerten. Vergil stand dem Epikureismus zumindest zeitweilig nahe, Horaz brachte ihm grosse Sympathie entgegen und bezeichnete sich selbst als ein „Schwein aus der Herde Epikurs“. Diese beruehmte aeusserung war allerdings selbstironisch gemeint und ist nicht im Sinne eines Bekenntnisses zur philosophischen Schule zu verstehen; gegenueber dem epikureischen (und jedem anderen) Dogmatismus betonte Horaz seine Eigenstaendigkeit.

In den politisch und kulturell massgeblichen Kreisen konnte der Epikureismus allerdings nur partiell aufgenommen werden, da Epikurs Ablehnung kultureller Gueter und/oder seine prinzipiell negative Haltung zu politischem Engagement mit den Neigungen vornehmer Roemer kollidierte. Bei der Aufnahme des Epikureismus in der politischen und kulturellen Fuehrungsschicht Roms war somit Konsequenz von vornherein ausgeschlossen; sogar ein leidenschaftlicher Epikureer wie der Dichter Lukrez verstiess gegen die epikureische Orthodoxie, denn Epikur hatte vom Wert der Dichtkunst eine sehr unguenstige Meinung.

Philosophen anderer Richtungen, vor allem Platoniker und Stoiker, und die Christen bekaempften den Epikureismus. Besonders die Leugnung der Unsterblichkeit und der goettlichen Vorsehung erregte Anstoss. Der Platoniker Plutarch verfasste drei antiepikureische Schriften. Seneca hingegen setzte sich, obwohl er als Stoiker Epikurs Philosophie fuer falsch hielt, intensiv und verstaendnisvoll mit dem epikureischen Weg zur Erlangung der Seelenruhe auseinander, denn dieses Anliegen war auch fuer ihn von zentraler Bedeutung. Fuer die antiken Kirchenvaeter war Epikur der philosophische Gegner schlechthin. Seine Lehre, die polytheistisch war und menschengestaltige Goetter annahm, zugleich aber die Vorsehung bestritt und die Gottesfurcht austilgen sollte, erschien ihnen wie ein Gegenentwurf zum Christentum. Nur seiner Ethik – abgesehen von der Lustlehre – konnten manche Christen Positives abgewinnen, da sie auf Seelenfrieden abzielte. Christliche Polemiker unterstellten Epikur und seinen Anhaengern eine Fuelle von Ausschweifungen und Perversionen.

Noch im fruehen 3. Jahrhundert war die epikureische Tradition im Roemischen Reich lebendig, doch schon bald darauf setzte ihr Niedergang ein. In der Spaetantike akzentuierte sich die Gegnerschaft der damals massgeblichen geistigen Stroemungen, des Neuplatonismus und des Christentums, zur Lehre Epikurs. Bei den Christen wurde der Name Epikurs zum Schimpfwort; man verunglimpfte theologische Gegner und unasketisch gesinnte Christen, indem man ihnen eine epikureische Lebenseinstellung vorwarf. Der Kirchenvater Augustinus polemisierte gegen Epikur, hatte aber ein zwiespaeltiges Verhaeltnis zu ihm. Er bezeichnete ihn – wohl das bekannte Wort des Horaz aufgreifend und umwertend – als „Schwein“, gestand ihm aber zu, einzelne Wahrheiten erkannt zu haben. Ferner stellte er fest, dass zu seiner Zeit – er schrieb dies im Jahre 410 – die epikureische Tradition bereits abgestorben sei.Schon 362/363 hatte Kaiser Julian in einem Brief mit Befriedigung konstatiert, dass das epikureische Schrifttum grossenteils untergegangen war. Obwohl der Epikureismus von seinen spaetantiken Gegnern nicht als aktuelle Bedrohung, sondern als ein Konzept vergangener Zeiten wahrgenommen wurde, ging die Auseinandersetzung mit ihm weiter.

Epikureismus in Alexandria
Auch in Alexandria waren Epikureer waehrend der gesamten Antike sehr praesent und hinterliessen mannigfache Spuren. Bereits zu Lebzeiten Epikurs scheint es nach einer Passage in Plutarchs De latenter vivendo Anhaenger in Alexandria gegeben zu haben. Der Epikureer Kolotes von Lampsakus widmete einem der ersten Ptolemaeerkoenige gar eines seiner Werke. Im 2. Jahrhundert v. Chr. sind die Beziehungen der Epikureer Philonides, Basilides und Protarch zu alexandrinischen Geometern bemerkenswert. Auch Philodem weilte vor seinem Gang nach Athen zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. laengere Zeit in Alexandria, wie die Neulesung und Neubewertung eines Papyrus aus Herkulanuem zeigen. Mehrere in aegypten gefundene Papyri aus verschiedenen Jahrhunderten sprechen ebenso fuer die Vitatitaet des Epikureismus in aegypten und Alexandria wie die Polemiken in Alexandria wirkender Autoren (Philo, Clemens, Origenes). Besonders ist hier die Schrift De natura (περὶ φύσεως) des Dionysios von Alexandria zu nennen, welche die einzig erhaltene Polemik gegen die Physik Epikurs aus christlicher Sichtweise darstellt (zumindest das erste Buch des Werkes war gegen die Epikureer gerichtet). Die Schrift deutet auf epikureische Kontroversen mit Christen im Alexandria des 3. Jahrhunderts hin. Nach der Konstantischen Wende verlor der Epikureismus in Alexandria wie auch in anderen Teilen des Reichs immer mehr an Bedeutung, bis er im 5. Jahrhundert endgueltig verschwand. Moeglicherweise gab es in Alexandria neben individuellen Epikureern auch mehr oder weniger organisierte Zirkel von Epikureern.

Mittelalter
In der lateinischsprachigen Welt des Mittelalters waren keine Texte Epikurs bekannt. Vom Gedicht des Lukrez existierten nur wenige Handschriften sowie Auszuege in Florilegien. Die mittelalterlichen Gelehrten bezogen ihr Wissen ueber Epikur von Cicero, Servius und Seneca sowie den Kirchenvaetern. Gaengig waren topische Verdammungsurteile, die sich vor allem auf den Materialismus und die Lustlehre bezogen. Vereinzelt gab es aber auch positivere aeusserungen, die an einzelne Stellen der vorliegenden antiken Quellen anknuepften, wo Epikurs praktische Lebensweisheit gewuerdigt wurde. Diese ueberwiegend sehr negative, aber doch auch teilweise ambivalente Bewertung Epikurs im Mittelalter spiegelt sich bei Dante. In seiner „Goettlichen Komoedie“ versetzt er Epikur und alle Epikureer wegen ihrer Leugnung der Unsterblichkeit in die Hoelle, aber im Convivio zaehlt er den epikureischen Garten zu den antiken Schulen, die nach seiner Ansicht in der Lage waren, Lebensweisheit zu vermitteln.

Im Sprachgebrauch des Hoch- und Spaetmittelalters verstand man unter einem „Epikureer“ gewoehnlich nicht einen Anhaenger einer bestimmten philosophischen Lehre, sondern einen Menschen, den man als „Sklaven der Lust“ betrachtete.

Neuzeit
Einen wichtigen Anstoss zur Wiederbelebung des Interesses am historischen Epikur und seiner Lehre gab die Auffindung einer Handschrift von Lukrez’ Gedicht durch den Humanisten Poggio Bracciolini im Jahr 1417. Poggio war von diesem Werk fasziniert. Schon 1418 schrieb der Humanist Bartolomeo da Montepulciano, ein Freund Poggios, ihm sei eine grosse Zahl von Personen bekannt, die sich dem Epikureismus verschrieben haetten. Aufsehen erregte der als eigenwillig bekannte Humanist Lorenzo Valla mit seiner Schrift „ueber die Lust“ (De voluptate), die er 1431 veroeffentlichte; zwei Jahre spaeter liess er eine ueberarbeitete Fassung unter dem Titel „ueber das wahre und das falsche Gut“ (De vero falsoque bono) drucken. In diesem Werk laesst Valla einen Stoiker, einen Epikureer und einen Christen ihre Ansichten vortragen; zwar gewinnt dabei der Christ, doch ist die Sympathie des Autors fuer epikureische Positionen unverkennbar. Ab 1433 lag eine lateinische uebersetzung der Philosophenleben des Diogenes Laertios vor, die 1472 erstmals gedruckt wurde. Sie trug wesentlich zur Kenntnis Epikurs in gebildeten Kreisen bei, zumal da Diogenes Epikur besonders eingehend behandelt. Meist bemuehten sich die Renaissance-Humanisten um eine differenzierte Einschaetzung des Epikureismus.

Die gaengige mittelalterliche Verwendung des Ausdrucks „Epikureer“ als Schimpfwort fuer ausschweifende, „tierisch“ lebende Menschen setzte sich in der Fruehen Neuzeit fort. Luther beschimpfte seine theologischen Gegner gern auf solche Weise. Auch gegen den Humanisten Erasmus von Rotterdam richtete er den Vorwurf des Epikureismus. Erasmus reagierte mit einer differenzierten Wuerdigung der epikureischen Lustlehre, die von ihren Gegnern verzerrt wiedergegeben werde.

Im 17. Jahrhundert ging die Verbreitung des Epikureismus zunaechst von Frankreich aus. Eine massgebliche Rolle spielte dabei die Rehabilitierung der epikureischen Philosophie durch den franzoesischen Philosophen Pierre Gassendi. In seinem Kampf gegen die Autoritaet des Aristoteles griff Gassendi auf Epikurs Atomtheorie zurueck; die Ethik Epikurs versuchte er mit christlichen Vorstellungen zu verbinden. An Gassendi knuepfte Walter Charleton an; er veroeffentlichte in den fuenfziger Jahren des 17. Jahrhunderts Schriften, die viel zur Popularisierung epikureischen Gedankenguts in England beitrugen. Auch Thomas Hobbes erhielt ueber Gassendi Anregungen aus dem Epikureismus. Hobbes lehnte zwar die Atomtheorie ab, teilte aber Epikurs Religionskritik und seinen Materialismus. Wie Epikur verwendete er das Konzept des Gesellschaftsvertrags. Im Gegensatz zu dem antiken Denker fasste er aber den Gesellschaftsvertrag nicht als Realitaet, sondern als gedankliches Konstrukt auf. In Deutschland betaetigte sich Christian Thomasius eifrig als Verteidiger Epikurs.

Im 18. Jahrhundert fand Epikur besonders bei Materialisten wie La Mettrie und Holbach Anklang. Holbach leugnete allerdings im Gegensatz zu Epikur die Willensfreiheit. In Preussen bezeichnete sich Koenig Friedrich II. als eifrigen Schueler Epikurs und stellte bedauernd fest, er muesse sich als Herrscher "mit diesen grossen Geschaeften befassen und gegen die Vorschriften unseres heiligen Epikur verstossen".Christoph Martin Wieland setzte sich in seinen Romanen Agathon und Aristipp und weiteren Werken intensiv mit dem Ideal einer epikureischen Lebensfuehrung auseinander.

Im fruehen 19. Jahrhundert trug der Einfluss des Gedankenguts der Aufklaerung zu einem positiven Epikur-Bild bei. Thomas Jefferson schrieb in einem Brief vom 31. Oktober 1819, er sei Epikureer. Die authentische, unverfaelschte Lehre Epikurs enthalte die Gesamtheit dessen, was in der antiken Moralphilosophie vernunftgemaess sei.[ Auch Georg Buechner affirmierte in Dantons Tod Epikurs Lehre von der "Lust" (Hedone) als Letztziel eines jeden Menschen: "Es gibt nur Epikureer, und zwar grobe und feine, Christus war der feinste; das ist der einzige Unterschied, den ich zwischen den Menschen herausbringen kann. Jeder handelt seiner Natur gemaess, d. h. er tut, was ihm wohltut." In Philosophenkreisen stiess im 19. Jahrhundert besonders die Ethik Epikurs auf Interesse, doch auch die Naturlehre fand Beachtung. Mit der Naturlehre setzte sich Karl Marx intensiv auseinander; seine 1841 erschienene Dissertation trug den Titel Die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie. Im Unterschied zu Hegel, der Epikur fuer unoriginell gehalten hatte, sah Marx in Epikurs Naturphilosophie einen Fortschritt gegenueber Demokrit. Zur Staatstheorie meinte er, bei Epikur finde sich „zuerst die Vorstellung [...], dass der Staat auf einem gegenseitigen Vertrage der Menschen, einem contrat social [...] beruhe“.

Nietzsches Verhaeltnis zu Epikur wandelte sich im Verlauf seiner philosophischen Entwicklung stark. Anfangs aeusserte er sich bewundernd ueber den antiken Denker, der eine Befreiung von der Furcht vor den Goettern und von religioesen Schuldvorstellungen herbeigefuehrt habe. Als aber spaeter das Prinzip des Willens zur Macht in Nietzsches Denken eine wachsende Bedeutung erhielt, wertete er Epikurs Lehre negativ als Ausdruck von Schwaeche, Nachgiebigkeit und mangelnder Bereitschaft, sich gegen Widerstaende durchzusetzen und nach Machtbesitz zu streben. Ausserdem warf er ihm eine philosophische Skepsis vor, die eine Folge von Epikurs Mangel an Willen zum Wissen (einer Form des Willens zur Macht) sei. Epikur sei ein „typischer décadent“, dessen Dekadenz Nietzsche als Erster erkannt zu haben meinte.

Im 20. Jahrhundert beriefen sich Wilhelm Reich, Erich Fromm und vor allem Herbert Marcuse in ihren Darlegungen zum Lustprinzip auf Epikur. Sie kritisierten aber seine negative Einstellung zur politischen Aktivitaet und seinen Verzicht auf Veraenderung der gesellschaftlichen Bedingungen. Marcuse hielt diese Zurueckhaltung fuer einen verfehlten Minimalismus und meinte, Epikur sei seinen Weg nicht zu Ende gegangen.

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

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